Ernte-Tour: Heidelbeeren
Es geht nach Brandenburg, westlich von Berlin in die Nähe von Lehnin und seinem berühmten Zisterzienserkloster. Fast noch berühmter ist die Gegend hier allerdings für ihren Spargel und für Beerenfrüchte, die hier kultiviert werden.
Auf zur Ernte
Es ist ein staubiger und holpriger Weg raus auf die Kulturheidelbeer-Plantage vom Spargelhof Klaistow. Wir sind gespannt, ob unser Stadtauto nicht doch gleich steckenbleibt im märkischen Sand – auf dem die Kulturheidelbeeren so prächtig gedeihen.
Aber schön ist es hier im märkischen Sommer: Wir genießen den Duft der schattigen Kiefernwälder genauso wie den Blick über die weiten Felder. Dazwischen und in der Ferne winken die sanften Hügelketten des Flämings.
Plötzlich sind wir da: Raus aus den Wald und hinein in die riesige Plantage. Endlose Reihen von Heidelbeersträuchern, die älteren fast 1,5 Meter hoch, die jüngeren noch bei 80 cm. Manche Kulturheidelbeerpflanzen können bis zu 3 Metern hoch werden, das wäre aber bei der Ernte ziemlich unpraktisch. Wir sind jedenfalls im Kulturheidelbeer-Paradies gelandet: überall hängen wunderschöne, tiefblaue und zum Teil riesige Heideleeren an den Sträuchern. Und sie schmecken köstlich!
Die blaue Beerenpracht
„Wir bauen hier verschiedene Sorten an,“ erklärt uns der Produktionsleiter Sven Hager, „hier zum Beispiel haben wir die Sorte Duke – und dort in dem anderen Feldsegment gedeiht Bluecrop. Probier mal, ob Du einen Unterschied schmeckst!“
Äußerlich sehe ich erstmal keinen Unterschied, aber als ich hineinbeiße – da schmeckt man doch einen Unterschied: „Die einen schmecken etwas intensiver, sind aber auch etwas weicher, glaube ich. Die anderen machen dafür einen etwas robusteren Eindruck“, sage ich. „Genau so ist es“, meint Sven, „für die einen ist deshalb der kurze Weg in unseren Hofladen richtig, die etwas robusteren sind besser für die längere Reise in die Supermärkte geeignet.“
Interessant übrigens, dass die Größe der Früchte unerheblich ist für die Intensität des Geschmacks. Kulturheidelbeeren sind allesamt Züchtungen aus Nordamerika, es gibt über 100 verschiedene Sorten, die für unterschiedliche Klimazonen und unterschiedliche Bodenbedingungen gezüchtet wurden. Sandige, und moorige Böden sind schon mal sehr gut, denn die Heidelbeeren stammen botanisch vom Heidekraut ab, wie natürlich auch ihre Vorfahren, die niedrigwachsenden Blaubeeren aus dem Wald.
Faire Bedingungen für fleißige Erntehelfer
Kommen eure Erntehelfer gerne?
Sven Hager sagt dazu: „Unsere Erntehelfe kommen fast alle aus Polen zu uns – und die meisten sind seit vielen Jahren dabei und machen ihre Arbeit gerne und super. Ziemlich harte Arbeit übrigens, für die es keine Maschinen gibt.“
Sommerzeit ist Beerensaison
Von Juni bis September wird hier geerntet, je nach Beerensorte. Pro Tag produziert dieser Betrieb für den Lebensmitteleinzelhandel stolze 15 – 20 t Heidelbeeren.
Superfood schmeckt super!
Heidelbeeren haben in den letzten Jahren eine regelrechte Erfolgsstory hingelegt: innerhalb von wenigen Jahren hat sich der Verbrauch fast verdoppelt und dieser Höhenflug geht weiter.
Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Heidelbeere ist eine kleine Vitaminbombe und unglaublich gesund. Sie hat viel Eisen, Kalium, Vitamin C, ist gut für die Verdauung und gilt als Mittel gegen das Altern der Haut und gegen Arteriosklerose. Ideal also für die tägliche, gesundheitsbewusste und leckere Ernährung.
Der Kinderreporter will’s wissen
Heute ist unser Kinder-Reporter Arnold dabei und will von Sven den Unterschied zwischen Blaubeeren und Heidelbeeren wissen.
„Die Blaubeeren, die Du aus dem Wald kennst, die machen deine Zunge blau. Sie haben blaues Fruchtfleisch und einen etwas intensiveren Geschmack als die Kulturheidelbeeren, die wir hier anbauen,“ erklärt Sven.
„Unsere Heidelbeeren haben weißes Fruchtfleisch und färben nicht so sehr, sie sind Kulturpflanzen, die in den USA von Blaubeeren gezüchtet wurde. Die Büsche dieser Kulturpflanzen wachsen viel höher, tragen mehr Früchte und lassen sich daher auch viel besser ernten.
„Und wieviel Heidelbeeren kann man von einem Busch ernten?“ lautet Arnolds zweite Frage.
„Also unsere Büsche tragen so ca. 3 Kilo manche schaffen auch doppelt so viel.“
Vom Feld frisch in den Laden
Carola Ernicke von der Erzeugerorganisation ist zuständig dafür, dass die gerade geernteten Beeren so frisch wie möglich bei uns in die Läden gelangen. Dazu werden die Beeren sofort nach der Ernte auf 1°C herunter gekühlt, sortiert, verpackt, und meist nur Stunden später ausgeliefert – vorwiegend in die Region Berlin/ Brandenburg. Sie werden nicht gewaschen, da sie sauber vom Busch gepflückt werden.
Die besten Heidelbeere-Rezepte frisch vom Feld
Dass Heidelbeeren wahre Alleskönner sind, erleben wir an dem reich gedeckten Erntetisch. Wer bei Heidelbeeren nur an Süßes denkt, der irrt gewaltig: Zum Schweinebraten mit Kartoffelpüree eignen sich Heidelbeeren genauso wie zum Salat und zum Schluss stürzen wir uns noch auf den leckeren Heidelbeerkuchen und -muffins. Christians persönliche Entdeckung ist übrigens das superleckere Dinkelbrot mit Heidelbeeren aus der Hofbäckerei – schon alleine das wäre ein Grund für die Reise nach Klaistow!
Heidelbeerkuchen
Zutaten: 250g Mehl + 2EL für den Guss, 200g Quark, 125g Butter + etwas mehr zum Einfetten der Form, 1 Prise Salz, 200g saure Sahne, 100g Zucker, 2 Eier, 1 Msp. Zimt, 740g frische Heidelbeeren
Mehl, Margarine, Quark und Salz zu einem Teig kneten. In eine gefettete Springform legen und einen Rand hochziehen.
Die gewaschenen und abgetropften Heidelbeeren auf dem Boden verteilen.
Für den Guss die Eier mit dem Zucker schaumig rühren. Anschließend die restlichen Zutaten unterrühren und den Guss gleichmäßig über die Heidelbeeren geben.
Den Kuchen bei 175 Grad Ober-Unterhitze bzw. 165 Grad Umluft ca. 45 Minuten backen.