Pressemitteilung 09. Oktober 2011
Äpfel aus Deutschland: Ein Apfelkuchen auf Weltreise
Der Apfel bleibt das Lieblingsobst der Deutschen. So hat jeder deutsche Privathaushalt nach Berechnung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft im Schnitt 25,68 Euro für seinen Apfeleinkauf im Wirtschaftsjahr 2010/2011 ausgegeben, das waren 1,95 Euro oder acht Prozent mehr als im vorherigen Wirtschaftsjahr. Die Einkaufsmenge sank jedoch um 1,2 Prozent auf 18,3 Kilogramm. Wer kennt – und vor allem – wer liebt ihn nicht, den Apfelkuchen? Das ganze Jahr über hat er seine Anhängerschaft, doch im Herbst schlägt mit der heimischen Ernte das Herz eines jeden Apfelkuchenfreunds höher.
Der fruchtig-süße Belag auf lockerem Boden, mal mit Streuseln und mal ohne, strahlt eine heimelige Bodenständigkeit aus und erinnert so manchen an Mutters Backkünste. Doch auch international ist der Apfelkuchen sehr gefragt. Jedes Land hat dabei seine eigene Variante entwickelt und drückt dem Klassiker einen unverwechselbaren Stempel auf. Da lohnt sich ein kulinarischer Blick über die Grenzen!
Apfelkuchen à la française
Im Nachbarland Frankreich steht der Apfelkuchen Kopf. Die sogenannte Tarte Tatin wird folgendermaßen hergestellt: Zunächst ein Tarte-Form mit Butter ausstreichen, mit Zucker bestreuen und mit Butter karamellisieren lassen. Darauf die Apfelscheiben anordnen und zu guter Letzt mit einer Blätter- oder Mürbeteigschicht abdecken. Nach dem Backen wird der Kuchen gestürzt, was einiges an Übung und Beherztheit erfordert. „Erfunden“ wurde die Tarte Tatin durch einen Zufall: Eine der beiden Schwestern Tatin aus der Nähe von Orléans, die ein Restaurant führten, fiel der fertige Kuchen aus der Hand und der Boden zerbröckelte. Kurzerhand hat sie ihn mit der Fruchtseite nach unten wieder in die Form gelegt und mit einem neuen Teig gebacken. Eine andere Version der Legende weiß zu berichten, dass die Köchin geistesabwesend einfach den Teig vergaß. So buk sie ihn nachträglich und legte ihn obenauf. Tarte Tatin sollte man übrigens am besten warm essen, zum Beispiel mit Crème fraîche oder Vanilleeis.
Das Elsass hat seine eigene Variante des Apfelkuchens. Hier wird er mit eingeschnittenen Apfelvierteln auf einem Mürbeteig hergestellt. Die Besonderheit ist eine Sahnecreme aus Eiern, Zucker, Crème fraîche und Vanille, mit der der Kuchen nach der ersten Hälfte der Backzeit übergossen wird.
Apfelkuchen aus dem Norden
Auch weiter nördlich ist der Apfelkuchen nicht von den Kaffeetafeln unserer skandinavischen Nachbarn wegzudenken. In Dänemark werden Apfelscheiben in einer Auflaufform in Lagen geschichtet, dazwischen kommt Zucker und Zimt. Der krönende Abschluss sind Streusel aus Mehl, Zucker und Butter. Die Schweden stellen ihren Apfelkuchen ebenfalls in einer Auflaufform her. Den Abschluss bilden Semmelbrösel und Butterflocken. Schwedische Apfeltorte hingegen wird mit einer Apfel-Pudding-Masse mit Gelatine zubereitet, die auf einen Tortenboden gegeben und mit einer Schicht Sahne und Schokoladenstreuseln verziert wird.
Österreichischer Apfelkuchen
Weiter südlich wird statt Apfelkuchen Apfelstrudel gereicht: In Österreich gilt der hauchdünne Strudelteig als Qualitätsmerkmal des Klassikers. Ein bekanntes Wiener Rezept sieht als Füllung Äpfel, Rosinen, Zimt und in Butter geröstete Semmelbrösel vor, wobei letztere gerne durch gemahlene Nüsse oder Mandeln ersetzt werden. Zum Schluss wird er mit Puderzucker eingestaubt. In Österreich wird der Apfelstrudel so sehr geliebt, dass er auch als süße Hauptmahlzeit geschätzt wird. Puristen verschmähen selbstverständlich die in Mode gekommene Kugel Vanilleeis oder den Klecks Sahne dazu. Dem berühmtesten Gebäck Wiens wird übrigens eine Verwandtschaft mit der im nahöstlichen Raum verbreiteten Süßspeise Baklava nachgesagt. Im 16. Jahrhundert gelangte diese mit den Besatzern über Ungarn schließlich nach Wien.
Apropos Ungarn: Hier wird aus grob geraspelten Äpfeln mit Zimt, Vanillezucker und Zitronensaft eine Masse hergestellt, die zwischen zwei Schichten Mürbeteig eingepackt wird. Wichtig ist es, die obere Schicht einzustechen, damit heiße Luft entweichen kann und der Deckel nicht „abhebt“.
Apfelkuchen – po russki
Beim russischen Apfelkuchen hingegen dürfen Rumrosinen nicht fehlen. Diese werden zusammen mit Apfelstückchen unter einen Teig aus Butter, Zucker, Eiern, Mehl, Backpulver, Haselnüssen, Vanillezucker, Kakaopulver und Zimt gehoben. Den Kuchen in einer Springform backen.
Von den temperamentvollen Ungarn und ausgelassen feiernden Russen zu den beherrschten Engländern: Apple crumble wird hier heiß geliebt und die Zubereitung ist denkbar einfach. Äpfel in Würfel schneiden, etwas braunen Zucker und Zimt untermischen und in eine Auflaufform geben. Aus Mehl, braunem Zucker, Butter sowie einer Prise Salz Streusel herstellen, die auf die Apfelstücke gegeben werden. Das Ergebnis schmeckt mit Sahne oder Vanilleeis besonders lecker.
American Apfelkuchen
Ein Blick über den großen Teich zeigt, dass der klassische amerikanische Apple pie wieder gänzlich anders ausfällt. Typisch ist bei der US-Version der Mürbeteig, der sich durch Zugabe von etwas Eiswasser sowie das Fehlen von Zucker auszeichnet. Auch die Decke, die als Teigplatte oder auch als geflochtene Abdeckung möglich ist, ist kennzeichnend. Das Ganze wird in einer runden Pie-Form gebacken.
Vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein Blick auf ein Apfelkuchen-Rezept aus Mexiko: Geraspelte und mit Zitronensaft in einer Pfanne gedünstete Äpfel auf einen Rührteig mit Haferflocken geben. Den Rest des Teigs in Häufchen auf der Apfelmasse verteilen.
Doch wie bei echten Reisen gilt auch bei der kulinarischen Weltreise: Zuhause ist es doch am schönsten!
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